Pelz

Käfig mit Waschbären, die die Arme verzweifelt ausstrecken

© Dmitry Laudin / Shutterstock.com

Pelz ist grausam. Jährlich sterben mehr als 100 Millionen Tiere wie Chinchillas, Füchse, Marderhunde, Waschbären und auch Hunde und Katzen, damit aus ihnen Mäntel, Pelzbesätze oder Accessoires hergestellt werden können [1]. Insgesamt sind es mehr als hundert verschiedene Tierarten. In der Regel handelt es sich um Säugetiere.

Mit jedem Kauf eines solchen Produktes wird eine Industrie unterstützt, deren Interesse nicht das Wohl der Tiere, sondern allein der Profit ist. Dabei war es nie einfacher, auf Produkte tierischen Ursprungs zu verzichten und pflanzliche oder synthetische Materialien zu verwenden.

Probleme bei der Kennzeichnung von Pelz

Innerhalb der EU besteht die Pflicht, Bestandteile von Textilien mit tierischem Ursprung zu kennzeichnen. Diese Informationen sind jedoch oft schwer zu finden, ungenau oder falsch [2], sodass Käufer*innen sich oft unwissentlich für Echtpelz entscheiden. Darüber hinaus fehlen wichtige Informationen zur genauen Herkunft und den Haltungsbedingungen. Mitunter ist Modelabels aufgrund falscher Deklarierung selbst nicht bekannt, dass sie Echtpelz vertreiben [3].

Achtung: Greenwashing durch Origin Assured Label der Pelzindustrie

Das Origin Assured Label (zu Deutsch: aus gesicherter Herkunft) des Internationalen Pelzhandelsverbandes ITFF (= International Fur Trade Federation) entstand 2007 in enger Zusammenarbeit mit führenden Pelzauktionshäusern. Neben Angaben zur Tierart garantiert es die Einhaltung von Standards der Tierhaltung. Bei diesen handelt es sich jedoch um bereits etablierte nationale Mindestvorgaben, welche nicht mit einer artgerechten Haltung von Tieren gleichzusetzen sind. Ein Pelzprodukt aus China könnte somit das Assured Label bekommen, trotz fehlender Gesetze zum Schutz der Tiere auf Pelzfarmen. Darüber hinaus belegen Recherchen, dass auch europäische zertifizierte Produzenten die bestehenden Standards vernachlässigen [2].

Wie können Sie selbst Kunst- von Echtpelz unterscheiden?

Der Preis eines Kleidungsstücks ist in Zeiten der Globalisierung und Billiglohnarbeit kein Hinweis mehr auf die Herkunft eines Produktes. Jacken mit Echtpelzbesatz können bereits für 30 € erworben werden. Einen ersten Hinweis können die Angaben auf dem Etikett liefern [4].

Echtpelz neben Kunstpelz

Direkter Vergleich: Echtpelz vs. Kunstpelz

Darüber hinaus haben Sie die folgenden Möglichkeiten, die Herkunft von Pelz zu überprüfen: Bewegt sich der Pelz bereits bei kleinen Windbrisen oder wenn Sie sacht darüber pusten, handelt es sich wahrscheinlich um Echtpelz. Bei langen oder ungeschnittenen Echtpelzen findet sich unter den längeren Oberhaaren oftmals Unterwolle (kleinere, dichtere, gekräuselte und flauschigere Haare).

Die Struktur der Haare bei Echtpelz wirkt insgesamt natürlicher, d.h. die Haare unterscheiden sich untereinander mehr in Farbe, Form, Länge und Beschaffenheit. Darüber hinaus verjüngen sie sich beim Echtpelz (d.h. sie werden dünner), sofern der Echtpelz ungeschnitten oder unrasiert ist (bei Kragen oder Besatz oft der Fall).

Flammtest

Flammtest

Ferner wird Echtpelz meist mit der Haut verarbeitet. Legen Sie die Haare beiseite und erkennen leicht runzeliges Leder statt (geometrisch angelegtem Kunststoff-)Gewebe, handelt es sich mit Sicherheit um Echtpelz.

Eine weitere Methode stellt der Flammtest dar: Hierbei zupfen Sie vorsichtig wenige Haare aus dem Kleidungsstück und zünden die entfernten Haare an (bitte hierbei auf den Brandschutz achten). Tierisches Echthaar verbrennt wie menschliches Haar und riecht auch ähnlich. Außerdem zerfällt es beim Verbrennen. Kunsthaar dagegen schmilzt, riecht nach verbranntem Plastik und am Ende der Haare entstehen kleine Tropfen, welche sich beim Abkühlen zu Kügelchen verhärten [5, 6].

Gründe gegen Pelz: „Gewinnung“ des Pelzes

In freier Wildbahn werden Tiere mithilfe von Fallen (z.B. Tellereisen, Todschlag- oder Schlingfallen) gefangen, in welchen sie oft erst nach Tagen unter Qualen verenden. Noch lebend aufgefundene Tiere werden meist totgeschlagen, um den Pelz nicht zu beschädigen. Zudem werden Tiere in freier Wildbahn auch wegen ihres Pelzes bejagt [7].

Besonders grausam ist die jährlich stattfindende Robbenjagd in Ländern wie Kanada oder Südafrika. Hier werden die wenige Wochen alten Robben-Jungtiere vor den Augen ihrer Eltern mit Knüppeln oder Haken erschlagen bzw. erschossen. Schätzungen zufolge sterben ca. 30 bis 50 % dieser Tiere jedoch nicht direkt und werden so bei lebendigem Leib noch vor Ort gehäutet. Die Kadaver werden dabei meistens zurückgelassen [8].

verwahrloster Fuchs in winzigem Käfig

Finnische Pelzfarm, © Animal Equality

Die Mehrheit der Tiere für die Pelzindustrie (ca. 85%) stammt jedoch von Pelzfarmen [2]. In dieser Massentierhaltung werden die Tiere in Käfigen unter massiver Vernachlässigung jeglichen Tierschutzes und natürlicher Verhaltensweisen gehalten. Oft schutzlos der Witterung und den eigenen Exkrementen ausgesetzt, verbringen die Tiere ihr Leben auf Gitterstäben in engen (Draht-)Käfigen. Infolge dessen leiden sie unter Verhaltensauffälligkeiten (z.B. Kannibalismus und Selbstverstümmelung), Mangelernährung, Krankheiten und Verletzungen.

Am Ende eines kurzen, qualvollen Lebens in Gefangenschaft (die sog. „Pelzernte“ erfolgt bei den gerade ausgewachsenen Jungtieren) werden die Tiere mit Eisenstangen erschlagen, mithilfe eines Elektroschockers oder Gas getötet bzw. betäubt, oder es wird ihnen das Genick gebrochen. Diese Methoden werden angewandt, um das Fell nicht zu beschädigen. Für die Tiere bedeuten sie jedoch einen langen Leidensweg, da sie bspw. durch Einführung des Elektrostabes in Mund oder Anus langsam von innen verbrennen. Dabei handelt es sich um eine in Europa und auch in Deutschland gängige Methode. Zahlreiche Recherchen vor Ort belegen außerdem eine hohe Fehlerquote dieser Methoden, sodass vielen Tieren oft bei vollem Bewusstsein die Kehle aufgeschnitten oder ihnen bei lebendigem Leib das Fell abgezogen wird [9, 10]. 

Hunde in engem Käfig

© PETA Deutschland e.V. / Karreman

So werden in China, dem größten Pelzlieferant weltweit, die Tiere mit einem Schlag auf den Kopf oftmals nur ruhig gestellt. Anschließend entfernen Arbeiter ihnen meist die Pfoten bevor die Tiere an Schwänzen oder Beinen aufgehängt werden. Aufgrund des Schmerzes beim ersten Schnitt kommen sie teils wieder zu Bewusstsein und beginnen wild zu zappeln während ihnen das Fell abgezogen wird. Gehäutet werden sie schließlich auf einen Kadaverberg geworfen. Nicht selten sind auch hier Tiere noch bei Bewusstsein und versuchen sich die Wunden zu lecken bis sie schließlich verbluten oder von den weiteren Kadavern zerdrückt werden. Diese Horrorszenarien ereignen sich tagtäglich, was diverse Videorecherchen dokumentieren [11].
Allein wegen ihrer Pelze müssen die Tiere diese Tortur über sich ergehen lassen und ihr Leben geben, da das Fleisch in China als minderwertig gilt und nicht verzehrt wird [12].

Gründe gegen Pelz: Auswirkungen auf die Umwelt

Auch unter ökologischen Gesichtspunkten ist Kunstpelz (oder kein Pelz) Echtpelz vorzuziehen: So verursacht ein Nerzmantel 300kg CO2, ein vergleichbarer Mantel aus Kunstpelz dagegen 50kg CO2 [13]. Insgesamt verbraucht die Herstellung eines Echtpelzmantels etwa 20-mal mehr Energie als die Herstellung eines vergleichbaren Mantels aus Kunstpelz [14]. Darüber hinaus werden bei der Bearbeitung der Felle giftige Chemikalien wie Formaldehyd (Gerb- und Konservierungsmittel, zell- und erbgutschädigend, Kontaktallergen) eingesetzt, welche für die Umwelt, Mitarbeiter und nicht zuletzt die Käufer gefährlich sind [15]. Die Ausscheidungen der Tiere auf den Pelzfarmen enthalten zudem u.a. Phosphat- und Stickstoffverbindungen, welche die Böden, Flüsse und das Grundwasser belasten [16].

Was Sie tun können:

  • Verzichten Sie auf den Kauf von Echtpelz oder Produkten, über deren Herstellung Sie sich nicht sicher sind.
  • Unterstützen Sie Kampagnen z.B. gegen Pelztierfarmen oder Robbenjagd.
  • Sprechen Sie Personen, die Echtpelz tragen, an und teilen Sie die Informationen dieses Textes mit diesen sowie mit Freunden und Bekannten.
  • Suchen Sie den Kontakt zu einer Tierschutzgruppe in Ihrer Nähe.

weiterführende Links:

Videobeiträge und Hintergrundinformationen von Peta

Video zur Unterscheidung von Echt- und Kunstpelz von PETA

Quellen:

[1] http://www.parade-gegen-pelz.org, (Abgerufen am 22.03.2015)

[2] Manfred Krauter (2011). Gift im Pelz. Report II -2011 Bedenkliche Chemikalien in Pelzprodukten: Report und Untersuchungsprogramm von EcoAID im Auftrag von VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz, online: http://zoe-www.m3plus.net/vierpfoten.de/website/uploads/giftImPelz.pdf, (Abgerufen am 22.03.2015)

[3] vgl. u.a. Spiegel: Nach Protesten: Händler nehmen Katzenfell-Mützen aus Sortiment, (Abgerufen am 18.04.2015)

[4] Deutscher Tierschutzbund e.V.: Bezeichnungen der Pelzbranche und ihre Bedeutung, (Abgerufen am 22.03.2015)

[5] PETA: Video „Echter oder falscher Pelz?“, (Abgerufen am 18.04.2015)

[6] Vier Pfoten: Echtpelz oder Kunstpelz?, (Abgerufen am 18.04.2015)

[7] PETA: Die Jagd – unnötig, kontraproduktiv und grausam, (Abgerufen am 22.03.2015)

[8] bmt: Robbenjagd, (Abgerufen am 22.03.2015)

[9] PETA-Videos zum Thema Pelz, (Abgerufen am 22.03.2015)

[10] PETA: Hintergrundwissen zum Thema Pelz, (Abgerufen am 18.04.2015)

[11] PETA: Schockierender Einblick in chinesische Pelztierfarmen, (Abgerufen am 18.04.2015)

[12] ZDF: Dreharbeiten zu „Vorsicht, Pelz“ – Blick hinter die Kulissen, (Abgerufen am 18.04.2015)

[13] peta2: Fuck Pelz! Die Fakten über Pelz, (Abgerufen am 22.03.2015)

[14] PETA: „Umweltfreundlicher“ Pelz? Nur wirres Gerede., (Abgerufen am 22.03.2015)

[15] Vier Pfoten: Gift im Pelz – Neuer Schadstofftest zeigt Gefahren für Verbraucher und Beschäftigte im Handel, (Abgerufen am 22.03.2015)

[16] PETA: Zehn schockierende Wahrheiten über Pelz, (Abgerufen am 18.04.2015)

Ein Kommentar

  1. Pingback: Anti-Pelz-Aktion in der Dresdner Innenstadt - Anima e. V.

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