Der 22. März ist der internationale Weltwassertag. Wasser ist eine durch den Klimawandel knapper werdende und auf der Welt ungleich verwendete und damit ungleich verteilte Ressource. In diesem Zusammenhang fällt oft der Begriff virtuelles Wasser, doch was genau ist das? Wir erklären es Ihnen.
Virtuelles Wasser
Der virtuelle Wasserverbrauch ist die Menge an Wasser, die zur Herstellung von Lebensmitteln oder Produkten verwendet wird bzw. in Dienstleistungen enthalten ist. Der Begriff wurde 1993 von dem britischen Geographen John Anthony Allan geprägt. Aufgrund seiner Forschung zu diesem Thema wurde er 2008 mit dem Stockholmer Wasserpreis ausgezeichnet. Eine Weiterentwicklung des virtuellen Wasserverbrauchs ist der virtuelle Wasserfußabdruck [17]. Durch ihn wird differenziert, woher das Wasser stammt. Diese Weiterführung stammt von Arjen Hoekstra, einem niederländischen Professor für Wassermanagement [1]. Dabei wird zwischen drei Arten von Wasser unterschieden:
- Das grüne Wasser (Regenwasser) wird im Boden gespeichert.
- Das blaue Wasser (aus Fließgewässern, Seen und Grundwasser) wird zur Produktion von Gütern genutzt.
- Das graue Wasser (verschmutztes Wasser/Abwasser) wird bei der Produktion so stark verunreinigt, dass es nicht mehr brauchbar ist. Es kann auch als die Menge Wasser bezeichnet werden, die theoretisch notwendig ist, um den Qualitätsstandard durch Verdünnung wieder zu erreichen [2, 17].
Bei einigen Lebensmitteln variiert der virtuelle Wasserverbrauch. Es kommt darauf an, wo sie hergestellt werden bzw. welche Berechnungsgrundlagen verwendet wurden. Produkte, die regional mit hauptsächlich grünem Wasser hergestellt werden, haben meist einen niedrigeren Verbrauch als Produkte, die in anderen Ländern hergestellt und importiert werden [3].
Wasserverbrauch von Lebensmitteln
Eine Auswahl von Lebensmitteln mit ihrem Verbrauch in Zahlen sehen Sie in der nachfolgenden Tabelle. Dabei gibt es keine absoluten Zahlen, die den wahren Verbrauch darstellen können, sondern einen mittleren Wasserfußabdruck. Dieser schwankt von Quelle zu Quelle sowie der Art der Berechnungsmethode und den angenommenen Randbedingungen. Qualitativ sind die Zahlen sehr gut geeignet, um verschiedene Lebensmittel miteinander zu vergleichen.
Eine Auswahl von Lebensmitteln und ihrem Wasserverbrauch [3, 4, 5]
Um den hohen Verbrauch zu senken, ist ein Umdenken unausweichlich. Dieses sollte im besten Fall bei den Konsument*innen und bei der Lebensmittelindustrie anfangen. In Deutschland werden Tonnen von Lebensmitteln weggeworfen und damit auch virtuelles Wasser verschwendet [9, 16]. Paradoxerweise werden einige der Lebensmittel, die wir verzehren, in Ländern hergestellt, in denen ohnehin schon Wasserknappheit herrscht [6]. Die Landwirtschaft macht ca. 70% des weltweiten virtuellen Wasserverbrauchs aus [3]. Der Kakaobohne und dem Röstkaffee folgt schon die Fleischherstellung (siehe Tabelle). Wenn man bedenkt, dass der Fleischkonsum für ein Jahr allein in Deutschland bei durchschnittlich 60 kg pro Person liegt, ist dies eine enorme Wassermenge im Vergleich zu einer pflanzenbasierten Ernährungsweise [7]. Zudem ist ein Kilogramm Rindfleisch leichter zu konsumieren als ein Kilogramm Kaffee, weswegen dieser Vergleich differenziert betrachtet werden muss. Dazu eignet sich der durchschnittliche jährliche Konsum. Der durchschnittliche Kaffeekonsum lag 2019 in Deutschland bei 5,66 kg [18]. Würde der deutsche Fleischkonsum z. B. nur Geflügel beinhalten, so wäre selbst hier der Wasserfußabdruck doppelt so groß wie beim durchschnittlichen Kaffeekonsum.
Doch auch der Gemüse- und Obstanbau verbraucht virtuelles Wasser. Im Vergleich zu Fleisch und anderen tierischen Produkten ist dieser unabhängig von der Gemüse- und Obstart, aber deutlich geringer [3, 4]. Um auch diesen ein wenig zu senken, kann man auf regionales und vor allem saisonales Gemüse zurückgreifen [3, 8]. Zu jeder Jahreszeit wachsen wunderbar schmeckende Gemüsesorten, mit denen sich leckere und abwechslungsreiche Gerichte kochen lassen.
Kuhmilch und Milchalternativen
Zu einem bestimmten Produkt möchten wir Ihnen den direkten Vergleich mit den pflanzlichen Alternativen aufzeigen. Die Kuhmilch ist im täglichen Gebrauch fast nicht wegzudenken. Auch wenn der Verbrauch langsam zurück geht, lag der Jahresverbrauch von Konsummilch im Jahr 2019 noch bei ca. 50 kg pro Kopf [10]. Für einen Liter Kuhmilch werden ca. 600 – 1.000 Liter Wasser verbraucht [3, 4]. Abgesehen vom ethischen Aspekt haben die pflanzlichen Milchalternativen auch einen wesentlich geringeren Wasserfußabdruck.
Doch es gibt Unterschiede, was die gesamte Ökobilanz angeht. Während die Produktion von Sojamilch nicht viel Wasser erfordert, ist der Anbau der Bohne kritisch zu betrachten. Jedoch trifft dies zum allergrößten Teil auf den Anbau für Futtermittel für die Landwirtschaft zu. Soja für Sojadrinks kommt hauptsächlich aus Europa und teilweise aus Kanada [14, 19]. Der Sojaanbau für Futtermittel zerstört jedoch teilweise Wälder und Wüstenlandschaften und mit ihnen auch Lebensräume für Pflanzen und Tiere [12, 13, 14]. Die Herstellung von Mandelmilch ist als problematisch anzusehen, da diese meist in Kalifornien angebaut werden. Da dafür eine industrielle Bienenhaltung notwendig ist und zudem der Wasserverbrauch recht hoch ist, gilt diese Milchalternative als nicht sehr umweltfreundlich im Vergleich zu anderen pflanzlichen Alternativen [14]. Generell gilt jedoch, dass jede Art von veganem Milchersatz eine gute Möglichkeit ist, um den Wasserverbrauch zu senken und die Umwelt zu schonen. Doch es sollte darauf geachtet werden, dass das Produkt möglichst regional hergestellt wird.
Anderer Konsum
Auch die Herstellung von Kleidung ist hinsichtlich des Wasserverbrauchs kostspielig. Für die Produktion eines T-Shirts aus Baumwolle werden in etwa 4.100 Liter Wasser verbraucht. Ein sehr beliebtes Kleidungsstück, die Jeans, ist ein wahrer Verschwender. Diese schlägt mit 8.000 – 11.000 Litern pro Stück zu Buche [4, 15]. Zudem wird Baumwolle in sehr wasserarmen Ländern wie Usbekistan und Indien hergestellt. Dafür ist eine große Menge an Wasser für die Bewässerung in der Produktion notwendig [6].
Auch unsere Geräte, die wir täglich benutzen, sind sehr hoch im Wasserverbrauch. Ein Computer verbraucht ganze 20.000 Liter pro Stück. Technische Geräte bestehen zudem aus sehr wertvollen Rohstoffen, weshalb ein hoher Wasseraufwand betrieben wird und die Herstellung der Geräte nicht in den Industrieländern stattfindet [4, 5]. Werden jedoch Kleidung und Elektronikprodukte mit dem Konsum von z.B. Rindfleisch verglichen, so zeigt sich, dass nur ein Kilogramm Fleisch eine Wasserbilanz in derselben Größenordnung hat. Jedoch haben diese Geräte eine wesentlich längere Nutzungsdauer als unser Essen. Daher macht unsere Ernährung den Großteil unseres Wasserfußabdruckes aus.
Fazit
Unser Fazit: Prinzipiell ist es als Endverbraucher*in nicht schwer, die Ökobilanz und den Wasserverbrauch zu bedenken. Beim Kleidungskauf achtet man am besten auf das Fairtrade-Siegel oder kauft sie aus zweiter Hand. Auch Geräte wie Computer oder Smartphones kann man mittlerweile fair produziert oder Secondhand kaufen. Eine tierleidfreie Ernährung ist jedoch definitiv die effizienteste Möglichkeit, den virtuellen Wasserverbrauch massiv zu senken. Zudem handelt es sich um eine Ernährungsform, bei der ohne schlechtes ethisches Gewissen gegessen werden kann. Auf unserer Website finden Sie viele leckere und tierleidfreie Rezepte, die Sie nach Lust und Laune variieren und nachkochen können. Zudem können Sie sich Unterstützung bei der Umstellung der Ernährung oder diesbezüglich Hilfe im Alltag holen. Unser Programm 1-2 vegan.de bietet Ihnen eine umfassende Beratung zu pflanzenbasierter Ernährung und zur Umsetzung eines nachhaltigen Lebensstils.
Quellen:
[2] https://www.durstige-gueter.de/was-ist-virtuelles-wasser/
[7] https://de.statista.com/themen/1315/fleisch/
[11] https://proveg.com/plant-based-food-and-lifestyle/vegan-alternatives/plant-milk-report/
[12] https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/produkte-aus-der-landwirtschaft/soja
[14] https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/oekobilanz-pflanzenmilch
[16] https://waterfootprint.org/
[17] https://www.boell.de/de/de/fleischatlas-2021-jugend-klima-ernaehrung
[18] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/199898/umfrage/konsum-von-kaffee-in-europa/
Zum Thema Rindfleisch.
Ich bin Rinderhalter in Salzburg und erzeuge Milch und Fleisch. Bei mir regnet es über 1000l /m² / Jahr.
Das Regenwasser kommt unabhängig von meiner Produktion. Die Futterpflanzen nehmen einen Teil davon in ihren Pflanzenkörper auf. Ein Teil versickert. Ein Teil geht als gasförmiges Wasser in die Luft. Meine Tiere lassen aus den Futterpflanzen Milch und Rindfleisch entstehen. Auch das Wasser zum Saufen für die Rinder ist irgendwann vom Himmel gefallen. Der ausgeschiedene Harn trifft auf den Boden. Das darin enthaltene Wasser ist wieder im Kreislauf. Das verwendete Kraftfutter (Getreide) ist ebenfalls mit Regenwasser gewachsen. Wo ist hier das Problem ? Wenn auf meiner landwirtschaftlichen Fläche keine Rinder leben würden, wem könnte man dann diese Wassermengen anlasten ?
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