45 Millionen Hühner in Deutschland [6] legen mehr als 18 Milliarden Eier [4] pro Jahr, damit die Eiernachfrage der Deutschen gestillt ist. Die Bedingungen, unter denen die Legehennen leben und welchen Weg vom Schlüpfen bis zum Tod im Alter von 2 Jahren diese jungen Hühner durchlaufen, werden in diesem Artikel zusammengefasst: als Verständnisgrundlage, weshalb Veganer sich gegen Eier-Konsum entscheiden.
Eilegung
Junge Hühner menstruieren häufig schon ab einem Alter von 20 bis 22 Wochen, legen also ab da ihre ersten Eier [3]. Legehennen sind dann am rentabelsten, wenn sie eine maximale Anzahl an Eiern legen. Die in Südostasien lebenden Bankivahühner, die Vorfahren der heutigen Legehennen, menstruieren jährlich bis zu 40-mal [6]. Wild lebende Hühner menstruieren ungefähr 60-mal im Jahr [5], wohingegen Hochleistungshennen – Hybridrassen – bis zu 300 Eier im Jahr legen [3]! Diese enorme, jahreszeitenunabhängige Legeleistung wird durch Überzüchtung und künstliche Beleuchtung erreicht. Rassen wie „Lohmann LSL Classic“ – sie legen weiße Eier – und „Lohmann Brown Classic“ – sie legen braune Eier – sind besonders nachgefragt. Weiße Hennen legen im Schnitt mehr und gleichzeitig schwerere Eier [6]. Bei Hybridhennen geht die Anzahl der gelegten Eier nach 12 bis 15 Monaten stark zurück, weshalb es sich für die Hühnerhalter nicht auszahlt, sie weiter leben zu lassen [3].
Legehennentod
Gesund lebende Hühner können bis zu 50 Jahre alt werden. Wenn gehaltene Hühner eines natürlichen Todes sterben, dann bereits nach rund fünf bis neun Jahren. Hybridhennen werden jedoch schon nach ungefähr zwei Jahren getötet, da die Haltenden keinen Gewinn mehr in ihnen sehen [3].
Probleme, die mit der Hochleistungszüchtung einhergehen
Durch die ständige Legebelastung wird den Hennen sehr viel abverlangt. Das schwächt das Immunsystem, was zu Krankheiten und frühzeitigem Tod führen kann [6]. Häufige Krankheiten sind Durchfall (parasitär), Kalkbeine (durch Grabmilben), Kokzidiose (parasitär) und die Mareksche Krankheit (durch Viren). Des Weiteren können Gesundheitsprobleme auftreten, die mit dem Unwohlsein der Hühner einhergehen. Federpicken und Kannibalismus, Augenentzündungen, Knochenweiche und Eierfressen können ein Zeichen dafür sein, dass es den Hühnern an Eiweiß, Mineralstoffen und Aminosäuren mangelt. Auch mangelnde Stallhygiene, eine zu hohe Besatzdichte im Hühnerstall oder Langeweile führen zu unnatürlichen Verhaltensweisen und Beeinträchtigung des Hühnerlebens [3].
In der Bodenhaltung, der Freilandhaltung und der Biohaltung sterben durchschnittlich bis zu 18% pro Legeperiode. Eine Legeperiode beschreibt den Zeitraum zwischen Legebeginn und Federverlust („Mauser“) [6].
Sexen – das unmoralische „Entsorgen“ männlicher Küken
45 Millionen [6] männliche Küken werden in der deutschen industriellen Legehennenzucht direkt nach ihrer Geburt getötet, da sie aus wirtschaftlicher Sicht keinen Zweck erfüllen [2]. Das entspricht 1,4 männlichen Küken pro Sekunde! Dabei werden sie entweder bei vollem Bewusstsein mit einem Homogenisator zerstückelt oder mit Kohlendioxid betäubt und erstickt. Nachdem 2013 gegen diese brutale Tötungsmethode geklagt wurde, entschied das Bundesverwaltungsgericht, eine Übergangsfrist unbestimmter Länge zu gewähren, in der zu Geschlechtsbestimmungsverfahren im Ei geforscht werden soll. Bis ein solches Verfahren in Praxis umgesetzt wird (voraussichtlich Januar 2022), darf das Kükentöten weiterhin stattfinden. Die bereits entwickelten Methoden können das Embryonengeschlecht ab dem neunten Bruttag sicher bestimmen. Nach der Geschlechtsbestimmung würden männliche Embryonen getötet werden. Da laut WissenschaftlerInnen Hühnerembryonen spätestens nach dem siebten Bruttag Schmerz empfinden können, würde sich am Leid der heranwachsenden Tiere kaum etwas ändern.
Eine andere Möglichkeit ist der Mittelweg zwischen Legezucht und Mastzucht, also das Heranziehen und Mästen der Hähne. Aber auch dann würde lediglich der Todeszeitpunkt der Hähne hinausgezögert werden [6].
Futter
Hybridhennen haben einen besonders hohen Bedarf an Mineralstoffen wie Calcium und an Proteinen. Viele Futtermischungen beinhalten dabei Bestandteile folgenden Beispiels:
Die meisten Mischungen greifen dabei hauptsächlich auf Weizen, gentechnisch veränderten Sojaschrot, Mais, Sonnenblumenschrot und Getreidekörner-Siebrückstände zurück. Zusätzlich werden den Futtermischungen sämtliche Vitamine und Mineralstoffe zugesetzt: Vitamin A, Vitamin D3, Vitamin E, Eisen, Jod, Kupfer, Mangan, Zink und Selen [8].
Gentechnisch veränderter Sojaschrot wird vor allem in Brasilien, in anderen südamerikanischen Ländern und in den USA angebaut [9]. Für viele Anbauflächen wird deshalb Regenwald abgeholzt; durch den Transport des Sojaschrots über den Atlantik nach Deutschland steigt die CO2-Emission.
Haltebedingungen differenzieren
In Deutschland wird in vier Haltungsformen unterteilt: Haltung in Legebatterien, Bodenhaltung, Freilandhaltung und Biohaltung. Dabei werden die drei letzteren unter dem Begriff „alternative Haltungsmethoden“ zusammengefasst [7].
Haltung in Legebatterien
Trotz des seit 2010 bestehenden Verbotes konventioneller Käfighaltung bleiben Kleingruppenkäfige (sogenannte „Kleinvolièren“) bis 2025 bestehen. In ihnen leben rund 5% aller deutschen Legehennen. Das bedeutet für eins dieser Hühner: geteilter Lebensraum mit mindestens 200.000 anderen Hennen und Platzmangel (800 cm2 pro Henne, sprich 60 Hennen pro 2,5m2). Stark begrenzte Anzahl von Sitzstangen und Nestern, ein Gitterboden, durch dessen Löcher der Kot in die Kotgrube fällt und etwas Einstreu sollen das Leben der Hennen an natürliche Verhältnisse akkommodieren. Durch die Enge können die Hühner sich nicht frei bewegen und die spärlichen Angebote nicht artgerecht nutzen [4].
Bodenhaltung (inkl. Volierenhaltung)
Etwa 65% der deutschen Legehennen leben in Bodenhaltung. Auch hier sind die Betriebe häufig mit über 200.000 Hennen belegt. Da bietet es sich für die meisten Hennenhalter an, je 6.000 Tiere in einer großen Halle zusammen zu halten. Hier teilen sich neun Hennen einen Quadratmeter (1111 cm2 pro Henne). Ein Drittel der Halle mit Einstreu, zwei Drittel aus Holz- oder Plastikgitter bestehend, ist die Verletzungsgefahr nicht niedrig.
Des Weiteren gibt es Sitzstangen, Nester – 1 m2 Nest für bis zu 120 Hennen – und Trink- und Essvorrichtungen, die mit kleiner Erhöhung vom Rest der Halle abgegliedert sind. Werden die Hennen in Volièren gehalten, so gibt es in einer großen Halle mehrere Etagen, die durch Zwischenböden voneinander getrennt sind. Auch in der Bodenhaltung ist die Umgebung künstlich und schlecht an einen natürlichen Lebensraum angepasst [4].
Freiland- und Biohaltung
Auch die Hennen in Freilandhaltung (ca. 20%) und in ökologischer Haltung (ca. 10%) leben in Betrieben mit bis zu 30.000 Tieren. Die Lebensumstände der Freilandhaltung sind im Stall die gleichen wie in der Bodenhaltung. Dazu kommt aber ein Auslauf mit 4 m² pro Henne.
In ökologischer Erzeugung – Biohaltung – leben im Stall sechs Hennen pro Quadratmeter und die Gruppengrößen belaufen sich auf höchstens 3.000 Tiere. Zusätzlich wird an Bio-Legehennen Öko-Futter verfüttert.
Tagsüber wird der Auslauf im Freien gestattet, wobei jedoch der Halter individuell bestimmen darf, wie lange er den Zugang zum Außenbereich öffnet. Besonders wichtig für die Hennen ist ein guter Bodenbewuchs und Unterschlupfmöglichkeiten, da der Auslauf sonst kaum in Anspruch genommen wird. Je größer die Gruppe außerdem ist, desto kleiner ist der Anteil der Hühner, die den Auslauf nutzen, da die Strecken bis zu nicht besetzten Bereichen immer größer wird.
Spezifische und striktere Bedingungen für das Halten der Legehennen werden von Bio-Verbänden wie Naturland, Bioland oder Demeter festgelegt.
Worauf Veganer verzichten wollen
- auf Überzüchtung – Hühner verwenden extrem hohe Energie darauf, fast täglich ein Ei zu legen! Durch die hohe Anstrengung ist ihr Immunsystem schwächer und sie altern schneller.
- auf Unterstützung von Misshandlung der Hennen und nicht artgerechten Haltungsformen (Mangelernährung an Nährstoffen, Überbevölkerung, Hygienevernachlässigung…) durch Konsum
- auf Sexen
- auf Umweltbelastung für Luft, Böden und Gewässer durch Ammoniak, das beim Ausscheiden der Hennen in Böden zur Versauerung führen kann
- auf die Regenwaldabholzung für Sojaschrot und die Klimaerwärmung durch beim Transport ausgestoßenes CO2
- auf Eier in Keksen, Kuchen, Mayonnaise, Tütensuppen, Eis, Nudeln und Puddingpulver, da diese meist aus Haltung mit schlechtesten Bedingungen kommen
[1] https://www.veganblatt.com/keine-eier (8.3.21)
[2] https://www.careelite.de/veganer-keine-eier-verzicht/ (8.3.21)
[3] https://www.huehner-haltung.de/haltung/produktive-huhn/ (18.03.)
[4] https://www.eier.de/Seiten/Huhn/huhn_haltung.htm (18.03.)
[5] https://praxistipps.focus.de/wie-oft-legen-huehner-eier-so-schnell-geht-es_97802 (18.03.)
[6] https://albert-schweitzer-stiftung.de/massentierhaltung/legehennen (18.03.)
[7] https://www.was-steht-auf-dem-ei.de/de/kat-verein/haltungsformen/index.php (18.03.)
[8] https://www.versele-laga.com/de/gb/fur-ihr-tier/h%C3%BChnerv%C3%B6gel/produkte (18.03.)
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Transgene_Sojabohne#Weltweiter_Anbau (18.03.)