Leder begegnet uns täglich in unserem Alltag. Schuhe, Taschen, Gürtel, Autositze, Sofas, Accessoires etc. können aus Leder bestehen. Leder wird als nachhaltiges Naturprodukt beworben, das ein Abfallprodukt der Fleischindustrie ist. Wir möchten Ihnen zeigen, dass Leder keineswegs ein Abfallprodukt der deutschen Fleischindustrie ist und ein Großteil unserer Lederprodukte aus Drittländern mit schrecklichen Bedingungen für die Tiere stammen. Zudem zeigen wir Ihnen auch, dass Leder nicht umweltfreundlich ist.
Was ist Leder und woher stammt es?
Leder wird aus den Häuten von Tieren durch spezielle Verfahren gefertigt. Es werden die Häute von verschiedensten Tieren verwendet: Kühe, Schweine, Ziegen, Pferde, Schafe, Hirsche, Hunde, Katzen, Alligatoren, Schlangen, etc. um nur einige Tierarten zu nennen, deren Häute verwendet werden. Durch die Kennzeichnung von Leder mit dem Lederhautsymbol wird nur die Echtheit von Leder bestätigt. Nicht jedoch die Herkunft und Art des Tieres von dem das Leder stammt oder wo es gefertigt wurde. Somit lässt sich speziell bei billigen Lederprodukten von Großhändlern nie sagen, ob die Handschuhe aus Hund, Katze, Kuh, Schwein oder einem anderen Tier bestehen [1]. Wie in der Grafik unten zu sehen ist, sind die größten Lederproduzenten Staaten aus dem asiatischen Raum [2]. Durch dort fehlende Tierschutzgesetze werden viele Tiere misshandelt. In den meisten indischen Bundesstaaten ist das Schlachten von Kühen verboten, da sie den Hindus heilig sind. Trotzdem belegt Indien hinter China, Brasilien und Russland den vierten Platz auf der Rangliste der größten Lederlieferanten der Welt [2]. Viele der Schlachthöfe sind deshalb illegal und die Bedingungen dort dementsprechend besonders schlecht. Außerdem werden die Tiere oft in Nachbarländer wie zum Beispiel Bangladesch verkauft, da sich damit besonders viel Geld verdienen lässt. Der Transport dauert bis zu einer Woche, oft müssen die Tiere den weiten Weg zu Fuß bewältigen. Brechen sie zusammen, werden sie mit Gewalt – z. B. durch Brechen der Schwanzknochen – weitergetrieben [3].
Geografische Darstellung der Lederproduktion in Millionen m² im Jahr 2015 [2]
Probleme für die Tiere
Neben Ländern mit fehlenden Tierschutzgesetzen werden auch Rinder und Schafe aus der EU für ihre Haut misshandelt und getötet. Auf Langstreckentransporten werden die empfindsamen Tiere nach einem Leben unter unnatürlichen Umständen teils wochenlang transportiert, bevor sie für ihre Haut in Drittländern außerhalb der EU misshandelt und getötet werden [5]. In dem Film Rinder für den Orient - Wenn der Tierschutz an EU-Grenzen endet von Manfred Karremann wird das Leid der Tiere bei Transporten dargestellt.
Umweltverschmutzung und schlechte Arbeitsbedingungen
Neben den Grausamkeiten für die Tiere, arbeiten Menschen, die Geld in der Lederproduktion verdienen, unter schlechten Arbeitsbedingungen. Auch Kinderarbeit ist keine Seltenheit bei der Lederproduktion z. B. in Bangladesch. Das Leder ist meist für Europa und auch damit für uns in Deutschland bestimmt. Besonders gefährlich sind bei der Lederproduktion die verwendeten Gerbsubstanzen und Konservierungsstoffe. Diese sind in den meisten Fällen giftig und werden teils ungefiltert ins Abwasser geleitet - eine Katastrophe für Tier, Umwelt und Mensch [5].
Leder ist kein Abfallprodukt der Fleischindustrie
Die Annahme, dass Leder ein Abfallprodukt der Fleischindustrie in Deutschland ist, ist weit verbreitet. Die Ausbeutung von Tieren in Deutschland wird durch die Ledergewinnung noch profitabler und so werden auch Tiere aufgrund ihres Leders in Drittländer wie die Türkei oder Pakistan verkauft [5]. Zudem zeigt sich, dass die Nachfrage größer als das Angebot ist. Daher werden Lederprodukte nach Deutschland importiert, die teilweise aus Ländern stammen, die Tiere gezielt nur wegen ihrer Haut töten und nicht wegen ihres Fleisches.
Herkunftsländer für Lederwarenimporte nach Deutschland nach Importanteil im Jahr 2019 [6]
Prozentuale Verwendung von Leder nach Marktanteilen weltweit im Jahr 2015 [2]
Alternativen
Heutzutage gibt es viele tierfreundliche Alternativen zu Leder, die zudem besser für die Umwelt sind. Sollten Sie aktuell Dinge aus Leder besitzen, dann müssen Sie diese nicht entsorgen. Wenn Sie sich damit wohlfühlen, dann benutzen Sie diese Dinge, bis sie kaputt sind. Im Anschluss können Sie sich eine tier- und umweltfreundliche Alternative zulegen. Falls Sie sich nicht mehr mit Ihrem Produkt aus Leder wohlfühlen, dann geben Sie das Produkt an Ihre Freund*innen oder Ihre Familie weiter. Vegane Lederimitate aus Pflanzenfasern oder synthetischen Materialien sind eine tierfreundliche Alternative. Auch wenn diese Produkte oft als umweltschonender beschrieben werden, gibt es auch veganes Leder, bei dessen Herstellung viele Schadstoffe in die Umwelt abgegeben werden. Als gute pflanzliche Alternativen, die auch umweltfreundlicher sind, eignen sich Ananasleder, Pilzleder oder Kakteenleder [7].
Quellen:
[1] PETA: Chinas Hundeleder-Industrie, https://www.peta.de/themen/chinas-hundeleder-industrie/, (Abgerufen am 13.12.2020)
[2] International Council of Tanners: Statistics & Sources of Information, https://leathercouncil.org/information/statistics-sources-of-information/, (Abgerufen am 13.12.2020)
[3] PETA: Kuhschmuggel nach Bangladesch, https://www.peta.de/themen/chinas-hundeleder-industrie/, (Abgerufen am 13.12.2020)
[4] Das Erste: Bangladesch: Billigleder aus der Vorhölle, https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/sendung/bangladesch-leder-100.html, (Abgerufen am 13.12.2020)
[5] Arte: Rinder für den Orient - Wenn der Tierschutz an EU-Grenzen endet, https://www.arte.tv/de/videos/090636-000-A/rinder-fuer-den-orient/, (Abgerufen am 13.12.2020)
[6] Statista: Wichtigste Herkunftsländer für Lederwarenimporte nach Deutschland nach Importanteil im Jahr 2019, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/644338/umfrage/wichtigste-herkunftslaender-fuer-lederwarenimporte-nach-deutschland/, (Abgerufen am 13.12.2020)
[7] Utopia: Kork, Pilz, Ananas: Daraus besteht veganes Leder, https://utopia.de/ratgeber/veganes-leder-muss-nicht-aus-kunststoff-sein/, (Abgerufen am 13.12.2020)